Beweise für den Mann?
Heute ist die Wahrheit der alten Matriarchate wieder in unserem
Bewußtsein. Plötzlich fanden und finden sich noch und immer mehr
ethnische Gruppen auf der ganzen Welt, die nach klarem Mutterrecht
leben. Das zoologische Auge wird langsam wieder sehend und erkennt ab
und an bereits, daß die Welt auf dem weiblichen Prinzip beruht, und
kündet hier und da davon, daß die Welt der Tiere von Matriarchaten
bestimmt ist. Beweise sind also genug vorhanden, aber wie alle
Feministinnen, die im Bereich der Matriarchatsforschung jemals tätig
waren, wissen, reichen diese überwältigenden Beweise nicht uas, daß
unsere patriarchale Welt sie gelten ließe. Grämen wir uns nicht, und
geben wir diese energieraubenden Versuche zu überzeugen wieder auf.
Dies ist auch im doppelten Sinne überflüssig.
Etwas beweisen zu wollen ist außerhalb des Bereiches, in dem
juristische Spielregeln gelten, ein fruchtloses Unterfangen, das keinen
Sinn macht und auch nicht soll. Noch immer gilt die Aussage, daß
niemand so blind ist wie der, der nicht sehen will. Auch sind wir nicht
darauf angewiesen, daß die Welt der Machbarkeit uns annimmt. Wir müssen
nicht um Anerkennung kämpfen. Das wäre eine Position der Schwäche, un
in diesem Fall – immerhin in diesem Fall – ist es nicht die
unsere. Statt dessen haben wir dafür Verständnis, daß ein auf der
Ablehnung von bestimmten Tatsachen beruhendes System diese Tatsachen
nicht gelten lassen kann. Und wenn die alten Amazonenheere von Norden
und von Süden wieder auferstünden und plötzlich zu unserer
Unterstützung anrückten, sie würden es trotzdem nicht glauben. Sie
können es gar nicht glauben, denn täten sie es, wäre es der Anfang vom
Ende des Patriarchats. Es sind nicht nur ihre Wahrheiten und inneren
Überzeugungen, die da zusammenbrächen, es wäre ihre ganze Welt.
Es is die Frau in ihrem letzten Lebensdrittel, die weiß, daß es
Energieverschwendung ist, jemanden von etwas überzeugen zu wollen, der
nicht überzeugt werden kann, weil die psychischen, geistigen und
materiellen Barrieren viel zu hoch sind. Diese Frau, diese alte
Drachin, die Große Mutter hat Kenntnis davon, daß es für sie besser
ist, zu anderen Mitteln zu greifen, um sich durchzusetzen.
© Angelika Aliti
